Jetzt wird nicht Krimi-Katze Coco interviewt, jetzt interviewt sie selbst. Und zwar insgesamt fünf Gastkatzen aus dem neuen Coco-KatzenKrimi „NAZI-ALLERGIE“, der am 28. August erscheint. Gastkatzen, die alle nicht nur im Buch vorkommen, sondern im wirklichen Leben schnurren, Leckerlis schlecken und sich so ihre Gedanken machen über Katzen, Menschen und die Welt. Den Anfang macht Paulinchen, die lesende Samtpfote.


Liebe Pauli, hier sind meine Fragen an dich.
Du bist eine lesende und eine bücherrezensierende Samtpfote. Mein Freund und Mitermittler Percy möchte ganz unbedingt wissen, wie es dazu kam und was das aller-, allererste Buch war, das du gelesen hast. Und natürlich auch, was dir an deinem ersten Buch ganz besonders gefallen hat.

Also, ich habe schon von klein auf gern auf Büchern geschlafen. Damals hat Frauchen noch studiert, deshalb waren es meistens Fachbücher. Das erste Buch, dass ich als lesende Samtpfote dann so richtig gelesen habe, war „Eine Katze namens Moon“ von Brigitte Riebe. In dem Buch geht es um eine Katze, die eigentlich durch ihre Aura eine ganze Familie beeinflusst und irgendwie auch wieder zusammenführt. Das fand ich Klasse, denn da können die Zweibeiner lesen, was wir für eine positive Ausstrahlung haben können. Wir sind halt doch die geborenen Hypnotiseure. Bei dem Buch kam mir auch die Idee für den Blog und Frauchen war gleich einverstanden.


Gibt es ein Buch, das dich komplett vom Kratzbaum gehauen hat, so spannend oder witzig, nachdenklich-machend oder dramatisch war es?

Ganz aktuell habe ich mit Frauchen ein Buch gelesen, dass mich sehr beeindruckt hat, obwohl gar keine Katze mitspielt. Es heißt „Das geheime Buch“ und ist von Carina Zacharias. Eigentlich ist es ein Jugendbuch, aber Frauchen und Omi hat es auch total gut gefallen. Es geht darin um ein Mädchen, das nach dem Tod ihrer Großmutter vor vielen Rätsel steht, die sie auf eigene Faust aufklären möchte. Und innerhalb dieser Geschichte, spielt ein Märchenbuch eine wichtige Rolle: „Caspers Reise durch Märchenland“. Deshalb wird die Geschichte immer wieder von dem Märchen unterbrochen. Das ist aber nicht schlimm, weil es ein wundervolles und phantasievolles Märchen ist. Am Ende hat man also ein Buch mit einer Art Krimi, dunklen Geheimnissen und einem Märchen. Und alles ist so toll miteinander verschnürt, dass es einfach nur Spaß macht.


Als du dich um das Interview mit mir beworben hast, da schriebst du, dass du interessante Geschichten zu erzählen hast, in denen es um Völkerverständigung geht – ein Thema, das in NAZI-ALLERGIE ja sehr, sehr wichtig wird. Erzähl sie!

Ja, Frauchen unterrichtet nun schon seit drei Jahren immer mal wieder Deutsch als Fremdsprache in verschiedenen Flüchtlingsgruppen. Sie hat schon mit Albanern, Afghanen, Serben, Syrern und was weiß ich nicht alles zusammengearbeitet. Die Arbeit macht sie immer sehr glücklich. Ich erzähl die mal meine zwei Lieblingsgeschichten:

Als allererste Flüchtlingsgruppe hat Frauchen eine Truppe von 20 syrischen Männern zwischen 18 und 60 Jahren unterrichtet. Viele in ihrem Umfeld fanden das nicht so gut und haben mein Herrchen gefragt, ob es für ihn kein Problem sei, dass sie mit so vielen Männern zusammenarbeitet. Aber Herrchen hat immer gelassen reagiert und hat gesagt, dass es nicht die Flüchtlinge sind, die ihm Angst machen, sondern die „Spinner“ die Frauchen dabei beobachten, wenn sie die Flüchtlingsunterkunft verlässt und ihr dann auflauern. Trotzdem ist Frauchen immer gerne dorthin gegangen und sagt heute noch, dass es ihre liebste Truppe war. Als sie sie etwa ein viertel Jahr unterrichtet hatte, stand Weihnachten an und die Betreuer hatten die Einrichtung entsprechend geschmückt. Frauchen hat also mit der Gruppe über unsere Bräuche und Traditionen gesprochen und ihnen erklärt warum und wie wir Weihnachten feiern. Als dann der letzte Termin vor der Weihnachtspause anstand, kam Frauchen in die Einrichtung und die Männern waren nicht auf ihren Plätzen sondern erwarteten sie an ihrem Pult. Sie war erst etwas irritiert, aber dann überreichte ihr einer ein Paket mit dem Satz „We only want to see you happy and it is Christmas in Germany.“ Als sie es auspackte, kam darin eine wunderschöne Handtasche zum Vorschein. Die Männer konnten es einfach nicht mit ansehen, dass sie die Unterrichtsmaterialien immer in einem unschönen Rewe-Korb spazieren trug. Das hat Frauchen sehr gerührt. Alle hatten Geld gesammelt für ein Geschenk für sie. Die Tasche hat sie übrigens noch heute, genauso wieso noch Kontakt zu einigen der Männer hat, die mittlerweile fast fließend Deutsch sprechen.

Außerdem hat Frauchen auch in der Grundschule und Realschule Deutsch als Fremdsprache unterrichtet. Dabei lernte sie eine Familie kennen, von der gleich mehrere Kinder die Schule besuchten. Die Älteste ging in die 10. Klasse und das jüngste Mädchen in die erste. Die ganz Kleine, war eigentlich viel zu klein für ein Schulkind im Vergleich zum Schulranzen. Dort wo die Familie untergebracht war, gab es nur Kleidung auf Zuteilung und das kleine Mädchen hatte im tiefen Winter nicht mal eine Jacke, deren Reißverschluss funktionierte. Also schenkte Frauchen ihr eine alte Jacke von unserem Menschenzwerg. Leider war es zu spät und die Kleine hatte sich schon eine dicke Lungenentzündung eingefangen. Voller Angst um ihren kleinen Schützling hielt Frauchen Kontakt mit der großen Schwester. Und dann erfuhr Frauchen auch noch, dass sie die Schule wechseln musste und das bevor die Kleine wieder gesund war. Also packte Frauchen ein Paket für die Kleine und gab es der Schwester mit. Am Abend schickte die Schwester Frauchen eine Sprachnachricht von der kranken Schülerin. Sie sagte: „Isch liebe dich Frau G. Du bist beste Lehrerin.“
Was ich aus Frauchen ihren Erzählungen gelernt habe ist, dass die meisten Flüchtlinge ganz lieb sind und dankbar. Wenn man ihnen hilft und sie unterstützt, dann versuchen sie das auch wieder zurückzugeben. Sicher gibt es schwarze Schafe, aber die gibt es unter den deutschen Zweibeinern auch. Frauchen sagt immer sie kennt mehr unangenehme Deutsche, als unangenehme Flüchtlinge und sie findet es immer ganz unfair, wenn man die alle über einen Kamm schert. Sie können ja nichts für die Bedingungen in ihren Ländern. Niemand verlässt freiwillig seine Heimat und reist ins Ungewisse.

Frauchen hat diese Situation erst neulich mit der Haltung eines Kampfhundes verglichen. Jemand, der einen Listenhund hält, wird dir immer sagen „Der ist ganz lieb“ und wird es überhaupt nicht gut finden, dass alle Hunde einer Rasse über einen Kamm geschert werden. Das kaum sieht man einen südländisch aussehenden Menschen, oder es passiert irgendwas, dann schimpfen gleich welche auf all die Flüchtlinge.


Manchmal bist du ja ganz schön kritisch deinem Frauchen gegenüber. Was wäre die schönste, beste und ehrlichste Liebeserklärung, die du ihr machen möchtest?

Mmh, na ja, also ich mein das ja nicht so. Eigentlich habe ich mein Frauchen ganz lieb. Ich tue nur immer so cool, weil ich nicht will, dass die anderen merken, wie abhängig ich von meinem Frauchen bin und wie sehr ich ihr verfallen bin. Aber verrat mich nicht, okay?
Die schönste Liebeserklärung wäre es, wenn ich mindestens 25 Jahre alt werde. Ich habe gehört, das kommt manchmal vor.


Und wenn wir schon bei Liebeserklärungen sind: Am Ende von NAZI-ALLERGIE, da streicht ja der Bubu so ein bisschen um dich herum, und schließlich wagt er es, dich anzumiauen. Verrat uns, was du ihm geantwortet hast. Ich habe das nämlich leider nicht mitbekommen, deshalb steht es auch nicht im Buch. Und ich würde es so gern wissen!

Also das hat mich ganz schön verlegen gemacht und wenn ich kein Fell hätte, hätten alle gesehen, wie ich rot wurde. Aber ich habe zurückgemaunzt und meinen liebsten Blick aufgesetzt.


Und die letzte Frage: Was machst du am 28. August?

Tja, das ist ziemlich einfach. Ich werde die Tür anstarren. Ich werde horchen, wann der Briefkasten klappert und wenn Frauchen von der Arbeit kommt, dann werde ich sie so lange anmaunzen, bis sie das Buch befreit. Und sollte es erst einen Tag später kommen, dann werde ich wohl die Tür bis zum nächsten Tag anstarren und warten, bis ich NAZI-ALLERGIE lesen kann.


Liebe Pauli, das Frauchen und ich, wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview!

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