Eigentlich wollte ich ja nur liebe Berichte von der Katzen-Tagung ANIMALICUM schreiben, an der ich, versteckt in Frauchens Handtasche, teilnahm (wie es dazu kam, lest Ihr hier). Aber dieser Vogelprofessor wurmt mich immer noch, und Ihr werdet gleich verstehen, warum.

„Jetzt musst du dich gut verstecken, jetzt hält Professor Peter Berthold seinen Vortrag“, flüsterte mir das Frauchen nach der Nachmittagspause zu. Ich tauchte also tiefer in ihre Tasche ein und googelte mal schnell, was das für ein Professor ist.

Aha. Er ist Prof an der Uni Konstanz und war von 1998 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2004 Direktor und Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft an der „Forschungsstelle für Ornithologie“. Er hat Unmengen Ehrungen bekommen, Bücher über Vögel geschrieben – und er hat etwas gegen Katzen. Am liebsten wäre ihm, wir wären alle tot – und bis das so weit ist, sollen unsere Herrchen und Frauchen ordentlich zahlen für uns, weil wir nämlich in seinen Augen Killer sind.

Ich fauchte entschlossen aus der Tasche, und der Hund zwei Reihen hinter mir grinste mich schadenfroh an.

Doch der Professor mit dem komischen Rauschebart erschien nicht.

Denn leider, leider war grade der Auerhahn auf der Balz, im Schwarzwald, als der Herr Professor seinen Vortrag halten sollte. Deshalb musste er ihn absagen. Ich vermute, der Auerhahn im Schwarzwald kann nicht balzen, wenn ihm nicht der Herr Berthold dabei zuschaut. Wie auch immer – er musste in den Schwarzwald zum Auerhahn. Der Organisatorin der Tagung, Frau Warter, gelang es aber, ihn in seinem Büro zu besuchen und ein Interview mit ihm zu führen.

Da erzählte er von Streunerkatzen, die den Vögeln und Kleintieren den Garaus machen. Noch schlimmer aber seien die Freigänger. Die schlagen sich zu Hause den Bauch voll, und dann streifen sie durch die Landschaft und killen die Vögel und Eidechsen nur so zum Spaß. Die Herrchen und Frauchen sollten sich nicht täuschen lassen über die Killerinstinkte ihrer Lieblinge, die bringen nämlich nur einen Bruchteil ihrer Beute nach Hause. Wir Katzen sind, so sagt der Professor, eine der größten Gefahren für die Artenvielfalt.

Mein Frauchen war jetzt natürlich interessiert, was man da machen kann zum Schutz der Vögel und Kleintiere. Sie holte schon den Stift heraus, um sich nützliche Tipps zu notieren. Obwohl wir selber ja Hauskatzen sind und keine Vögel jagen. Und Eidechsen auch nicht. Und ich hielt das iPhone parat, um kluge Ideen hineinzumaunzen, denn es will doch niemand, dass diese Tiere aussterben, oder?

Nur – Ihr werdet nicht drauf kommen, wie der gescheite Mann das Problem lösen will, denn so etwas Dummes muss einem erst einmal einfallen. Also, Lösungsansatz Nummer 1: Es sind ja meistens Frauen, die Katzen so sehr lieben, und der Herr Berthold weiß auch genau, warum das so ist. Sie missbrauchen uns als Schmusetiere, sagt er. Sie sollten sich einen Mann anschaffen, oder, wenn’s sein muss, auch zwei, dann sei das Problem gelöst, denn dann brauchen sie keine Katze mehr.

Übrigens, fand er, löste sich das früher oft ganz von selber: Da durften nämlich Jäger Katzen erschießen, wenn sie 200 m vom Ort entfernt waren. Oft schossen sie schon, wenn die Katze sich nur 50 m vorgewagt hatte, was er offensichtlich ziemlich gut fand. Naja, das tun manche heute auch noch, das werde dann halt als Unfall getarnt.

Aber der Professor hat natürlich noch eine sehr viel effektivere Lösung parat, nämlich die Katzensteuer. Für jede Katze eine Steuer, basta. Ob für Hauskatzen auch, wenn sie nie rausdürfen, hat er nicht gesagt. Ich kenne eine Frau, eine Leserin unserer Katzen-Krimis, die füttert von ihrer Rente über zwanzig Streunerkatzen durch. Die dürfte dann circa sechshundert Euro Katzensteuer zahlen, nur weil sie ein gutes Herz hat.

Wir müssten eine Steuermarke tragen, an einem Halsband, sagte er der Zeitschrift „Focus“ schon vor Jahren (den Bericht könnt Ihr hier nachlesen). Dabei weiß jeder, dass Halsbänder für Katzen gefährlich sind. Eine Katze, die ohne Steuermarke angetroffen wird, die wird dann ins Tierheim gebracht, fertig, sagt der Herr Berthold. Da lebt sie dann, und da stirbt sie dann auch, irgendwann. Wenn wir Katzen aussterben, das würde ihn gar nicht aufregen; nur wenn Eidechsen und Vögel aussterben, das interessiert ihn. Wenn wir Katzen aussterben, das wäre dem gerade Recht.

Jetzt sagt mir – wie seht Ihr das?
Denn die Vögel und die Eidechsen, die sollen ja nicht aussterben, oder? Aber wir Katzen, wir doch auch nicht!!!