Der Junge mit dem weißen Schal und der samtenen Kippa hat mich heute beschäftigt.
Ich arbeite an dem Kapitel, in dem ein Attentat auf Josua Goldberg verübt wird. Und kurz vor dem Attentat sind die Krimi-Katzen in der Wohnung des ermordeten Davide und suchen in seinen Unterlagen nach Spuren, die sie zu Davides Mörder führen können. Dabei fällt Coco ein Foto vor die Pfötchen. Ein uraltes Foto. Es trägt einen Stempel von 1928. Und es zeigt einen Jungen mit dunklem Haar und dunklen Augen, mit Knickerbockern und einer Anzugjacke.
Es zeigt einen Jungen bei seiner Bar Mitzwa.
Ja, 1928 trugen Jungs, wenn es feierlich wurde, schon mal Knickerbocker und Anzughose. Es gibt ein ähnliches Foto von meinem Onkel bei seiner Erstkommunion. Aber ein jüdischer Junge, an dem Tag, an dem er in die Gemeinschaft der Erwachsenen aufgenommen wird?
Ich beschäftigte mich den ganzen Nachmittag mit Gebetsriemen, Gebetsschal und Kippa. Ich suchte nach Fotos, auch nach alten Fotos, nach Informationen über die Zizit, ganz besondere Quasten am Gebetsschal. Wie würde dieser an dem Jungen aussehen, den ich vor Augen habe?
Mein Bild von diesem jungen Mann wurde klarer im Lauf der Arbeit. Dennoch hoffe ich, jemanden zu finden, der seine Beschreibung bestätigen oder korrigieren kann. Denn, ja – dieses Foto ist wichtig für den Fortgang der Geschichte, und ich möchte meinen Lesern ein möglichst authentisches Bild bieten.
Unnötiges Detailgefietzel? Nein, Recherchen, aus Achtung vor der Geschichte. Und vor dem Leser.
Ich finde es toll, dass Du so ins Detail gehst! Und danke, dass Du uns an Deiner Arbeit, an Deinen Gedanken derart teilhaben lässt! Das macht das Buch, das gerade entsteht und auf das ich mich sehr freue, noch wertvoller.