Ihr Lieben, Ihr wisst es ja, dass ich meine Augen und Ohren überall habe. Manchmal wird mir dabei ganz schön schwer ums Herz! Denn manche Menschen haben keine Ahnung, was der Unterschied ist zwischen einer Katze, die lebt, und einem Teddybär, der genäht und mit Schaumstoff ausgestopft ist.

Das kennt Ihr alle – aber könnt Ihr Euch vorstellen, wie weh uns das tut?

Da ist zum Beispiel eine Frau, die liebt ihr Kätzchen ganz doll, schenkt ihm Leckerlis und Stinkekissen, knuddelt es durch, macht unzählige Fotos von ihm und stellt die alle auf Facebook, Instagram, WhatsApp, und die Katzenvideos stellt sie auf Youtube. Das Kätzchen macht sich keine Sorgen, warum auch? Es kuschelt mit ihr, es rennt ihr freudig entgegen, wenn sie abends heimkommt, es spielt mit ihr und bringt sie zum Lachen. Aber dann verknallt sich die Frau Hals über Kopf, der Freund mag keine Katzen – und vorbei ist’s mit der mensch-kätzischen Freundschaft.

Vor allem dann, wenn die Katze merkt, dass der Typ sie hasst und wenn sie deshalb anfängt, ihr Revier zu markieren, dann ist es ja schon gleich ganz aus. Was doch die logischste Sache der Welt ist – dass man sein Revier verteidigt, wenn da ein Feind eindringt, oder nicht? Die Frau setzt dann eben eine Anzeige in die ebay-Kleinanzeigen: „Leider muss ich einen neuen Platz für meinen Sammy suchen. Ich habe eine ganz schreckliche Katzenallergie bekommen, und auch wenn es mir das Herz zerreißt: Ich kann ihn nicht behalten.“

Dann guckt der Sammy ziemlich verwundert aus der Wäsche, und er hat Glück, wenn rechtzeitig jemand auftaucht, der ihn nimmt und er nicht ins Tierheim muss.


Oder eine andere, die hat ihr Kätzchen ja sooooo lieb, und es ist sooooo süß. Als es krank wird, schwer krank, da geht sie natürlich auch zum Tierarzt mit ihm. Aber es sind mehrere Tierarztbesuche nötig. Das kostet Zeit – und Geld. Medikamente kosten Geld. Und wer uns kennt, der kennt auch unsere Tricks, mit denen wir Medikamente vermeiden können. Das kostet Nerven. Also, da fragt man doch besser in der Facebook-Gruppe um Rat. Das nämlich kostet nix, man hat etwas getan, keiner kann einem Vorwürfe machen, es geht ganz nebenbei, sogar von der Arbeit aus, und wenn die Katze währenddessen stirbt, bekommt man ganz viele Sticker und Beileidsbezeigungen in den Kommentaren. Ist doch auch schön.

Leute, *würg*!


Die Goldie erzählt, dass es sogar Menschen gibt, die ihre Katze rausschmeißen oder irgendwo aussetzen, wenn die Urlaubszeit kommt, damit sie fröhlich und unbeschwert ans Meer fahren können. Ich bin ja noch nicht so alt, ich habe noch nicht so viele Urlaubszeiten erlebt, und mein Frauchen würde so etwas nie machen. Also, ich kann mir das nicht vorstellen, wie jemand es schafft, seinen besten Freund in eine Situation zu bringen, die er wahrscheinlich nicht überlebt.

Gestern miaute ich mit Rosita und Luca darüber, und die berichteten mir: Sie kennen Leute, die Katzen in der Perrera, der Tötungsstation abgeben, wenn sie sie nicht mehr haben wollen. Dann gehen sie nach Hause und machen sich etwas Leckeres zum Abendessen.


Besonders bösartig finden wir es, wenn man eine alte Katze einfach abschiebt. Die war über viele Jahre die Freundin, hat sich auf den Bauch ihres Frauchens gelegt, wenn die krank war, hat ihr die Hand abgeschleckt, wenn sie Kummer hatte – und jetzt, wo die Katze alt ist, vielleicht blind, vielleicht diabetisch, vielleicht nicht mehr ganz stubenrein, da verstößt man sie. Manche schreiben dann eine ganz herzergreifende Anzeige, nur um ihre Katze los zu werden, die ihnen viele Jahre liebevoll und treu zur Seite stand. So in der Art: „Mein neuer Vermieter mag keine Katzen. Deshalb muss ich mich von meiner Lissy (18) trennen. Es bricht mir das Herz [schon wieder! Würg! und kotz!]. Wenn ich bis zum 1. keinen Platz für sie gefunden habe, muss sie ins Tierheim, und das wäre so schlimm für sie! Bitte teilt es mit all Euren Freunden, damit Lizzy ein schönes neues Zuhause findet! Sie ist so lieb! Ich nehme eine Schutzgebühr, aber wichtiger als alles Geld ist mir, dass Lissy ein liebevolles Zuhause bekommt, wo sie in Ruhe ihren Lebensabend genießen kann.“

Trieft Euch da nicht der Zuckerguss entgegen? Ist das nicht hinterhältig und gemein?

Andere bringen die Diabetes-Katze zum Tierheim, sollen die sich doch um die Spritzen und das alles kümmern, und dann gibt’s sogar solche, die sie in den Transportkorb packen und dem Tierarzt sagen, er solle sie einschläfern.


Ihr Lieben, die Ihr Euren Katzen die Treue haltet, auch wenn sie alt und krank sind, auch wenn Ihr in Urlaub wollt, auch wenn Ihr ein Baby bekommt, auch wenn Ihr frisch verliebt seid: Danke. Ihr seid die Besten, und ich muss es Euch nicht sagen, Ihr wisst es selbst: Wir lieben Euch.

Und Ihr, die Ihr uns entsorgt wie einen Teddybär, für den man zu groß geworden ist, wie einen alten Pulli oder wie das Handy, das inzwischen völlig uncool ist: Schämt Euch! Das Problem ist nämlich: Wir lieben auch Euch. Wir Katzen haben ein ganz großes Herz voller Liebe, und wir lieben auch Euch. Wenn Ihr uns dann von Euch stoßt, dann lieben wir Euch noch immer, und dicker Schmerz tropft aus unseren Herzen.

Wir lieben Euch – ein ganzes Katzenleben lang. Ihr uns auch?

Eure Katze Coco und alle Katzen dieser Welt.