Rosita, die spanische Katze, berichtet exklusiv von der ANIMALICUM
Teil 1 – Birga Dexel: Hat meine Katze jetzt einen Vogel?

 

Ihr habt es vielleicht schon gelesen – ich, Rosita, die spanische Katze, war am Samstag bei der Tagung ANIMALICUM in Bregenz dabei. Schließlich ging es da um Katzen, und ich bin eine. Also Expertin auf dem Gebiet. Deshalb: Nix wie hin.

Ich schmuggelte mich ganz unauffällig in Frauchens Handtasche rein (wen das näher interessiert, der kann es hier nachlesen) und machte mir von den interessantesten Vorträgen Maunz-Notizen. Und damit Ihr auch etwas davon habt, berichte ich exklusiv für Euch von der Tagung, aus Katzen-Sicht.


 

Ich fang‘ mal an mit dem spannenden Vortrag von Birga Dexel. „Hat meine Katze jetzt einen Vogel?“ war der betitelt.

Wenn Ihr Birga Dexel nicht kennen solltet, dann fragt mal Eure Katzen. Wir Katzen wissen nämlich alle, wer das ist. Und wir lieben sie. Wenn Katz und Mensch sich gar nicht mehr verstehen und Katastrophen zu befürchten sind, ruft das Fernsehen Birga Dexel, und die kriegt’s wieder hin.

„Man kann gar nicht genug über diese fantastischen Wesen lernen“, sagte sie gleich am Anfang, und da hätte ich fast vergessen, meine Notizen ins iPhone zu maunzen, weil ich so begeistert war. Wenn die Menschen mehr über die Bedürfnisse von Katzen wüssten, hätten wir ein besseres Leben, findet sie, und deshalb erzählt sie den Zweibeinern, was wir Samtpfoten lieben.

Im Bett schlafen, zum Beispiel. Also momentan hocke ich ja auf der Fensterbank, aber im Bett schlafen gehört zu meinen größten Hobbys. Glücklicherweise schmeißt mich das Frauchen nicht raus. Aber meine Mitkatze Goldie, die kann ganz schön rabiat sein. Weil sie findet, neben Frauchens Kopfkissen, das sei  ihr Platz. Also, Goldie, hör gut zu: Katzen dürfen im Bett schlafen, sagt die Frau Dexel. Auch neben Frauchens Kopfkissen. Sie sollten halt lieb gebürstet werden, dann geht das. Fellputzen tut’s  sicher auch.

Das Katzenklo war ein anderes Thema. Endlich kapiert das mal jemand, dass Wurst und Pippi zweierlei sind und dass dafür auch zwei verschiedene Klos benötigt werden. Und zwar nicht mit Lavendelduftstreu, sondern einem, das schön weich ist. Und dass Klos groooß sein müssen und ohne Haube, hat sie empfohlen, damit wir uns da drin richtig wohlfühlen und nicht die Decke auf der Wohnzimmercouch bevorzugen. Oder die Dusche.

Und endlich sagt mal jemand, dass ich mein Revier abschreiten muss. Mindestens einmal täglich. Ich war so begeistert, denn das ist mir bisher immer verwehrt worden! Ich darf nicht in Frauchens Büro, und nicht in Frauchens Besprechungszimmer, obwohl ich da so gern bin! Ich maunzte ganz aufgeregt und lautstark aus meiner Tasche heraus, damit das Frauchen das auch ja mitbekommt. Beinahe hätte es deshalb Ärger mit dem Hund gegeben, der zwei Reihen hinter uns döste. Gedöst hatte, bis mir die lauten Maunzer entfuhren. Glücklicherweise hielt ihn sein Herrchen fest und sagte zum Frauchen: „Er ist ein wenig nervös heute, er schnuppert immer wieder, vielleicht liegt’s ja am Wetterumschwung.“ Das Frauchen lächelte und sagte nichts.

Der interessanteste Platz in meinem Revier ist natürlich Frauchens Schreibtisch, weil man da mit Kugelschreibern Pfotenball spielen und auf der Tastatur herumhüpfen kann. Einmal schaffte ich es sogar, dass der Drucker ein Dokument mit über hundert Seiten ausspuckte. Fraucheeeennnnn! Hast du gehört? Mein Revier!

Als Frau Dexel über Mehrkatzenhaushalte redete, maunzte ich besonders viele Notizen, ist ja klar. Denn hier, mit sechs Katzen, das ist ganz sicher ein Mehrkatzenhaushalt. Wenn ich mit Goldie kuschle, dann heißt das bei den Menschen „Kontaktliegen“. Und wenn ich Goldie ärgere – na, reden wir über etwas anderes. Sie nannte das nämlich Katzenmobbing, und ich versprach mir und dem Frauchen hoch und heilig, dass ich die Goldie nicht mehr jage und ihr nie mehr im Leben auflauere, wenn sie vom Klo kommt. Gestern habe ich mich auch wirklich dran gehalten, den ganzen Tag, ich schwör’s!

Schwierig wird’s, wenn eine Katze beim Tierarzt war. Die riecht nämlich nicht mehr so wie die Katzengruppe. Schlimmstenfalls riecht die sogar nach Hund. Und nach Stresshormonen. Es gibt zwei Tricks, mit denen man dann verhindern kann, dass die anderen Katzen die kranke kleine Maus ärgern: Entweder man separiert sie ein paar Stunden lang, oder man nimmt die anderen Katzen einfach mit, als Begleiter und Tröster. Bei drei Katzen oder so geht das ganz sicher, bei uns sechs, da wäre die Tierärztin vielleicht ein bisschen überfordert. Schade. Ich stelle mir das grade vor und finde die Idee so richtig klasse, dass das Frauchen da mit sechs Katzen im Wartezimmer sitzt. Vielleicht wäre dann, auf der anderen Bank, sogar jemand mit einer Maus, einer Ratte oder einem Goldhamster. Das wäre besonders spannend.

Ich habe auch total tolle Anregungen für mein weiteres Leben bekommen. Zum Beispiel zeigte die Frau Dexel ein kleines Video, da sah man zwei Katzen nachts in die Küche schleichen und den Kühlschrank aufmachen. Sie sagte, man müsse Katzen beschäftigen, tagsüber, dann kämen sie nachts nicht auf solche Ideen. Ich aber finde diesen Tipp hervorragend und habe es bereits ausprobiert, zusammen mit meiner Samtpfotenfreundin Coco, aber bisher kriegen wir den Kühlschrank leider nicht auf. Wir sind jedoch sehr motiviert, schon wegen der Leckerlis, die dort auf uns warten. Eigentlich hatten wir vor, auch Siamkater Luca mitzunehmen, weil Orientalen so agil sind und deshalb viel Beschäftigung brauchen, sagte Frau Dexel. Wir haben ihn aber wieder rausgefaucht, weil Orientalen leider auch ständig quatschen, und das ist bei nächtlichen Beutezügen nicht so günstig.

An den Luca musste ich auch denken, als sie von Katzen aus Animal Hoarding-Situationen erzählte, die zwar gelernt haben, andere Katzen liebzuhaben, aber misstrauisch Menschen gegenüber sind. Denn Luca hat das live erlebt in Spanien, und es schaudert ihn auch heute noch, wenn er einmal davon berichtet, was er nur sehr selten tut. Sie schilderte die Geschichte eines Katers, der das ebenfalls erlebt hatte, als Baby und deshalb sehr viel Angst vor Menschenhänden hatte. Sie und das Herrchen und Frauchen des Katers ermutigten ihn mit Clickern und Leckerlis, wenn er sich wieder einen Schritt vorgetraut hatte. Das freute mich so sehr für den kleinen Kater, dass die Tasche wackelte, in der ich mich während der Tagung versteckte. Also – es geht: Mit Liebe und mit Clickern kann man viel erreichen. Am besten aber ist es, man gewöhnt gleich kleine Kätzchen an andere Katzen und an Menschen, denn wir müssen den Umgang mit Katzen und Menschen lernen, von selber geht das nicht. Dafür ist es wichtig, dass wir möglichst lange bei unserer Mama und unseren Geschwistern bleiben, und dass liebe Menschen sich um uns kümmern. Also holt bitte kein Kätzchen vor der 12. Woche von seiner Mama und seinen Brüdern und Schwestern weg!

So, jetzt kennt Ihr ein paar von unseren Bedürfnissen und wisst, was Ihr machen müsst. Mit uns kuscheln – natürlich nur, wenn wir das wollen – , mit uns spielen und clickern, uns mit Leckerlis verwöhnen und für anständige Katzenklos sorgen, das sind schon gute Ansätze.

Wir haben Euch lieb, einfach so und auch für das, was Ihr für uns tut.

Wir zeigen’s nur nicht immer.

Liebe Grüße und bis demnächst, zum zweiten Tagungs-Bericht!
Eure Katze Rosita, Tagungsberichterstatterin auf Samtpfoten.